Und ständig droht der Untergang …
Angeblich beschäftigt sich der Mensch mit dem Weltuntergang, seit er über sich selbst nachdenken kann. Ich tippe mal auf das Subjektbewusstsein und die frühe Neuzeit rund um Descartes. Vielfach war und ist es sicher das Wissen um das Sterben, das manche Menschen im Glauben Hoffnung finden lässt, in einsamen oder gemeinschaftlichen Ritualen. Schließlich gibt es eine große Lust am Leid, am Drama, am Konflikt-Narrativ und der Ausweglosigkeit des Daseins.
Vielleicht ist es genau so mit der Lust am Weltuntergang: Meine eigene kleine Welt wird untergehen, wenn es mit mir zu Ende geht. Das ist uns allen gemeinsam. Dann ist es nur gerecht, wenn irgendwann alles untergeht. Ein Fluch? Ein Trost? Ein Versprechen? Offenbart sich ein vermeintlich Göttliches nur im großen, im apokalyptisch zu fassenden umfassenden Niedergang? Würde ein gläubiger Mensch nicht auch in seinem eigenen Untergang ein bisschen göttliche Aufmerksamkeit erwarten dürfen?
Angeblich können wir unser Nichtsein nicht denken. (Nicht zu verwechseln mit jenen, die sehr gern nichtdenkend oder kaumdenkend vor sich hin existieren.) An eine irreale Fortexistenz kann man eben auch nur glauben, denn unsere natürliche Intelligenz stößt an die Grenzen des Verstehbaren. Versprechen wir uns hier vielleicht ein bisschen Trost durch die andere, die künstliche Intelligenz? Oder ist es nur Genugtuung? ‚Guck mal, das schafft sie nicht, weiter kommt sie nicht, sie ist von mir abhängig …‘
Vielleicht ist das Ganze aber auch nur ein gemeiner Trick unseres – der Forschung noch ziemlich unbekannten – Gehirns: Glaube und irrationale Ängste, um der Realität nicht ungeschützt ins Auge zu blicken, in dem sich stets und ständig die eigene Endlichkeit spiegelt.
Bildinfos: Weltgerichtstriptychon (Hieronymus Bosch), Hieronymus Bosch – The Last Judgement.jpg,1450, Hieronymus Bosch – The Last Judgement – Weltgerichtstriptychon – Wikipedia